Dienstag, 30. April 2013

Gedicht zum Mai





Gruss an den Mai

Gedicht von Ludwig Bechstein

So nahst du, Mai, in deiner Schöne,
Auf goldnen Schwingen ätherrein!
Ein zartes Säuseln reiner Töne,
Ein holdes Klingen weht im Hain.

Du Sonnensohn aus Licht geboren
Besteigst den Torus deiner Braut,
Den Wonnenthron für dich erkoren,
Für dich im Rosenhain erbaut.

Wie strebte Tellus sich zu schmücken
Mit tausend Blumen wunderbar?
Wie schwellte jugendlich Entzücken
Die Brust ihr unterm Festtalar,
Der sie smaragdengrün umflossen,
In dem sie dir entgegenzog,
Bis sie der Jüngling kühn umschlossen,
Der von der Sonne niederflog!

Ein Schiffer Übers Meer geschwommen,
Aus einem Wunderlande weit,
Ein König ist daher gekommen,
Im festlich prangenden Geleit';

Ein Engel ist herabgeflogen
Auf goldner Sonnenstrahlenbahn,
Ein Gott, den Sterblichen gewogen,
Der sichtbarlich sich kündet an.

Der Schiffer bringt von fernen Landen
Den Schmuck, der jedes Aug' erfreut,
Da blitzt von Sternendiamanten
Die Flur, vom Frühlingshauch erneut.

Der König bringt die liederreichen
Sänger der Lüfte zu uns her,
Da strömt von allen Blüthenzweigen
Der Klang' und Düfte wallend Meer.
Der Engel ruft mit Liebesgrüssen
Entschlafne Freuden wieder wach;

Der Engel naht mit Liebesküssen
Dem Palast wie dem niedern Dach;
Und daß sie neu verherrlicht werde,
Und neu verkläret und entsühnt,
So steigt der Gott herab zur Erde,
Die freudig ihm entgegengrünt.

Du Blüthenmond, du Schmerzbezwinger,
Von Lustaccorden schallt dein Lauf,
Du klopfst mit deinem Rosenfinger,
Und Lebenspforten thun sich auf.
Dem alle Wonnen unterthä'nig,
Du Strahl des ewgen Sabaoth,
Du bist der Schiffer und der König,
Du bist der Engel und der Gott!

Gegrüßt sei von den Freunden allen,
Die dich im Herzen tragen gern!
Gegrüßt sei von den Nachtigallen,
Die Liebesschmerzen klagen fern;
Gegrüßt von allen Blumenthalen,
Von Silbersternen sei gegrüßt,
Die Flora's Heiligttum umstrahlen,
Von allen, holder Mai, gegrüßt!

Gegrüßt sei von den Abendlüften,
Gegrüßt vom glühnden Morgenlicht,
Gegrüßt voll kühlen Labedüften,
Gegrüßt von blühnden Angesicht
Der Mädchen, welchen Liebesahnung
In leisen Seufzern hebt die Brust;
Sie folgen deiner süßen Mahnung
In heißer Sehnsucht, unbewußt.

Gegrüßt sei von den Schmetterlingen,
Gegrüßt von froher Kinder Schaar;
Sieh', Vöglein, Wild und Bienen bringen,
Dir ihren Gruß nicht minder dar.
Mit Murmeln grüßen dich die Quellen,
Und Grüße bringen wollen dir
Die Blitze, die die Nacht erhellen,
Und laute Donner rollen dir!

Wenn alle sich darin vereinen,
Zu grüßen deine Wundermacht,
Nimm meinen Gruß auch hin, den reinen,
Er sei dir freundlich dargebracht!
Er ist der Fülle meiner Liebe
Zu dir, o Mai, entkeimt, erblüht,
Ein Kindesopfer reiner Triebe,
Nimm meinen Gruß in diesem Lied!


Ludwig Bechstein
Aus der Sammlung Vermischte Gedichte

Quelle


Meine Lieben, ich wuensche euch von ganzem Herzen, einen schoenen ersten Maifeiertag. Mit viel Sonne draussen, und im Herzen.



©by Joerg Hartwig

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Test

Jutta wuelbeck hat gesagt…

Wünsche ich dir auch Jörg

Unknown hat gesagt…

Danke Jutta