Mittwoch, 25. Juli 2012

Der weinende Stier von Pamplona

Stierkampf
Der weinende Stier von Pamplona
Autor Hans Richter (Leserartikel)
Datum 22.07.2012 - 09:09
Quelle ZEIT-ONLINE
Leser Hans Richter war einst fasziniert von der spanischen Tradition des Stierkampfes. Heute plädiert er für ein Verbot des Spektakels.




Vor Jahren habe ich mir mehrere Stierkämpfe angesehen. Der erste Stierkampf begeisterte mich als ein farbenprächtiges Spektakel. Es war so typisch spanisch und eine lange Tradition.

Mein Interesse war geweckt. Zunächst verschlang ich das Buch Tod am Nachmittag von Ernest Hemingway. Dann besuchte ich in der Extremadura im Westen Spaniens die Weidefelder der Stiere. Dort konnte ich beobachten, wie die Kampfstiere friedlich grasen. Es sind herrliche Tiere. Angeblich werden sie schon auf der Weide mit Lanzen gereizt; nur die Tapfersten kommen in die Arena.

Einige Tage vor dem Kampf werden die Tiere in dunkle Kammern gesperrt. Wenn sie das Verlies verlassen, blendet sie die Sonne in der Arena, und sie reagieren gereizt. Außerdem ist es üblich, die Hörner des Stiers um einen Zentimeter zu kürzen, damit er seinen Tastsinn verliert.


Wenn der Stier die Arena betritt, begreift er nicht, welch grausames Spiel beginnt.

Das Tier hat einen gewaltigen Nackenmuskel, der zu Beginn durch den Banderillero mit einem Wurfspieß verletzt wird. An den Pfeilen hängen bunte Fähnchen, um die Aufmerksamkeit auf den blutenden Nackenmuskel zu lenken. Damit beginnt die Tortur: Ab jetzt kann der Stier den Kopf nur noch nach unten halten.

Als nächstes kommen Reiter, die Picadores, auf Pferden in die Arena. Die Flanken der Pferde sind durch Ledermatten geschützt. Die Reiter stechen mit Lanzen auf den Stier ein, um das Tier zu schwächen und ihm größere Qualen zu bereiten.

Am Ende erscheint, in prächtige Farben gekleidet, unter Applaus der Torrero. Er versucht, mit seinem Degen das Tier zu töten. Meist muss er mehrmals zustechen, da er das Herz nicht sofort trifft. Bei den Versuchen erwischt er oft die Lunge oder den Magen des Stiers. Der Stier blutet langsam aus.

Eine weitere Tradition ist es, dass vor dem Kampf eine schöne Spanierin dem Torrero eine rote Nelke zuwirft. Um sich zu bedanken, schneidet der Torrero dem toten Stier ein Ohr ab und schenkt es der Schönen.

Ich habe mir die Tötungszeremonie von der untersten Reihe der Arena angeschaut. Ich sah genau, wie dem Stier Tränen aus dem Auge liefen. Er weinte vor Schmerz.

Schon die Bezeichnung Stierkampf ist eine Lüge, denn der Stier hat ja keine Chance. Der Stierkampf ist ein Spektakel aus dem Mittelalter und sollte endlich Geschichte werden. Seinen traditionellen Wert hat er seit Langem verloren, es ist nur noch Kommerz. In einem Land der Europäischen Union gehört solch ein öffentliches Gemetzel von Tieren verboten.

(Quelle: Zeit Online)

STOPPT DIESES GRAUSAME SPEKTAKEL!

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